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15.11.2013
Chronik von Gießhübl - Teil 2

1809 Kirche und Ortschaft wurden ein Opfer
napoleonischer Soldaten, die auf ihrem
Rückzug nach der verlorenen Schlacht von Aspern, plündernd durch Gießhübl
zogen. Der damalige Lokalkaplan Pater Bauminger rettete durch Flucht sein
Leben und einige Gerätschaften der Kirche.
1810 Patronat Fürst Johann I. von Liechtenstein
1816 47 Häuser, 254 Seelen
1819 Von der Gemeinde wurde eine schriftliche Verpflichtungserklärung gegenüber
der Pfarre abgegeben. Der Wortlaut derselben lautete:
Revers!
Unterfertigte Gemeinde bekennet und erkläret hiemit:
Wenn ein hochwürdiges erzbisch. Consistorium ihrer Gemeinde einen ordentlichen,
rechtmäßigen und würdigen Pfarrherren gnädigst bewilligen und bestätigen wolle,
so will die Gemeinde selben von dem ganzen Dorfe jährlich einen Beitrag von
110 fl in halbjährigen Raten verabrechnen und welcher Betrag von dem Ortarichter
jedesmal eingehoben wird.
An dem Naturalmost macht sich die Gemeinde verbindlich jährlich 10 Eimer zu
geben.
Urkund dessen folgende Fertigungen im Namen der ganzen Gemeinde.
Gießhübl, am 8 März 1819
Martin Bruckberger
Ortsrichter
1822 58 Häuser
1825 Einführung musikalischer Ämter bei Gottesdiensten (Man kann dies als das
Geburtsjahr des Kirchenchores Gießhübl bezeichnen)
1831 64 Häuser, 406 Personen
1832 Ausbruch der Cholera in Hochleiten. Lokalkaplan Martin Dobschik holte auf
Gemeindekosten den Brunner Arzt Dr. Grünberg. Er ließ weiters Nahrung im
Pfarrhof zubereiten und versuchte den Kranken Trost zu spenden. Es wurden
damals 50 Personen von der Krankheit befallen, 8 Personen starben.
1843 Von Anton Pollak , wahrscheinlich einem Sommergast, wurde die "Gishübler
Messe" komponiert, die er dem damaligen Lokalkaplan Anton Putz widmete.
Da diese Messe in einem heute nicht mehr üblichen Notenschlüssel geschrieben
worden ist, wurde sie 1983, anläßlich der Feiern "200 Jahre Pfarre Gießhübl",
von Chorleiter Anton Wasinger in das heute übliche Notensystem umgesetz
und so wieder singbar gemacht.
1849 Durch Brand wurde der damals zum Gemeindegebiet Gießhübl gehörende, aus
Holz errichtete Tempel am Hundskogel, zerstört.
1850 Auf Grund des neuen Gemeindegesetzes aus dem Jahre 1849, wurden die ersten
Gemeindewahlen in Niederösterreich abgehalten. Die Gemeinden des heutigen
Bezirkes Mödling gehörten damals mit Ausnahme von Achau, Hennersdorf und
Münchendorf zum Bezirk Hietzing. In Gießhübl wurde Josef Pimmer zum Vorsteher,
Josef Bruckberger zu seinem Stellvertreter gewählt.
1852 Das Ehepaar Franz und Angela Embel, welches 15 Jahre in Gießhübl zu Sommer-
aufenthalt verweilte, stiftete für einen Schulneubau 1.626 fl.
1853 Stiftung einer Gemeindemesse auf Grund des mißlungenen Attentates auf Kaiser
Franz Josef I.
1855 Der alte Friedhof (heute Kriegerdenkmal und Garten des Gemeindeamtes)
wurde aufgelassen. Der neue Friedhof wurde auf der Anhöhe zwischen Gießhübl
und Hochleiten angelegt, wo er sich noch heute befindet. Das Grundstück
wurde der Gemeinde vom Besitzer des Perlhofes geschenkt.
Nach dem Gemeindegesetz von 1849 konstituierte sich der Gemeinderat von
Gießhübl:
Bürgermeister: Josef Pimmer
Gemeinderäte: Johann Windberger, Josef Bruckberger
Ausschüsse: Johann Gratzer, Christian Windberger, Anton
Putz, Michael Ziegler, Jakob Th. Gemeiner
1866 Die Kirche erhielt einen Kreuzweg.
1868 Am 30. Mai wurde Gießhübl mit Dekret von Weihbischof Kutschker zur Pfarre
erhoben, nachdem sich die Gemeinde verpflichtet hatte, ihre bisherigen Beiträge
an die Lokalkapläne zu erhöhen, um auf die pfarrliche Dotation von 630 fl. zu
kommen.
1872 Am 29. Oktober wurde, laut Post-Versordnungsblatt Nr. 55, das Postamt Gießhübl
errichtet. Das Postamt erhielt die Verbindung mittels Fußbotenpost zwischen
Brunn am Gebirge und Gießhübl
1873 Vor der Siedlung Hochleiten wurde ein 20 m tiefer Schacht erschlossen um auf
einen Gipsstock zu stoßen (Betrieb wurde 1901 eingestellt).
Von Herrn Vielhauer und Herrn Lukasziewicz wurde die freiwillige Feuerwehr
Gießhübl gegründet. Zum ersten Kommandanten wurd Johann Mank gewählt.
1876 Baumeister Cäcilia aus Brunn a. Geb. erbaute das neue Schulhaus (heute Sitz
des Gemeindeamtes). Die Kosten betrugen samt Einrichtung 8.429 fl. Das alte
Schulhaus wurde an Georg Zinnbauer um 1.600 fl. verkauft. Kaiser Franz Josef
spendete 300 fl. Fürst v. Liechtenstein spendete 3.000 fl.
1878 Die Schule wurde zweiklassig.
1881 Der Männergesangverein Gießhübl wurde gegründet.
1883 Der Besitzer des Tirolerhofs spendete für die Gießhübler Kirche den Fronleich-
namshimmel, der bis 1998 bei Prozessionen verwendet wurde.
1890 Volkszählung: 540 Personen.
1891 Unter Pfarrer Sladecek wurde ein Kirchenbaufond zum Bau einer neuen Kirche
bewilligt. Die Kirche sollte im frühgotischen Stil mit einem Turm errichtet werden
Sie sollte ca. 1.000 Personen Platz bieten. die Baukosten wurden mit ca. 50.000 fl.
veranschlagt. Der Plan wurde vom Hofarchitekten v. Neumann erstellt.
Ca. 1894 wurden die Pläne zugunsten eines einfacheren und kleineren
Bauvorhabens geändert, welches schließlich zur Ausführung gelangte.
Fürst Johannes II v. Liechtenstein spendete 30.000 fl. Pfarrer Sladecek erwarb
ca. 15.000 fl. durch Spenden.
1899 Am 28.Mai fand die Grundsteinlegung zum Bau der neuen Pfarrkirche statt.
Am 1. September wurde Herr Mathias Bendik neuer Pfarrer von Gießhübl.
Zwischen 1.4. - 15.6. wurde die Straße 10 (heute Perchtoldsdorferstraße)
errichtet, sowie mit dem Bau der Schulgasse begonnen.
Diese Chronik wurde zusammengestellt von Anton Wasinger aus mehreren Quellen (Memoiren von Pfarrer Karl Sladecek, Pfarrchronik und Dr. Karl Kocourek) bzw., nach Vorarbeiten von Oberlehrer Josef Mayerhofer (Chronik von Gießhübl, Heimatbuch f. d. Bezirk Mödling Jahrgang 1956 Seite 38 - 42), Dr. Wilhelm, der mir viele Daten aus dem Hausarchiv des Fürsten von und zu Liechtenstein zukommen ließ, Bgm. Rudolf Knopf, der mir wertvolles über die Entwicklung des Jungarbeiterdorfes Hochleiten mitteilte und Dr. Andreas Kusternig, der 1992 für die Gemeinde Gießhübl bzw. für die nahe Umgebung für die Zeit vor 1600 bisher nicht bekannte geschichtliche Daten erforschte.
Gießhübl, am 15. Juli 2004