Hauptinhalt

16.07.2012

"Zwölfeläuten" in Mödling

Man kann es als Kulturexport von Gießhübl nach Mödling bezeichnen was Andreas Berger auch heuer wieder in höchst professioneller Weise für den Mödlinger Theatersommer auf die Beine gestellt hat. Schon vor 17 Jahren, im Gedenkjahr 1995, spielte das Karl-Theater Gießhübl das Volksstück „Zwölfeläuten" von Heinz R. Unger im Steinbruch auf der Kuhheide. Heuer wird vor der imposanten Kulisse der St. Othmar-Kirche in Mödling mit einem mitreißendem Ensemble gespielt, das bei der Generalprobe und bei der Premiere, in Höchstform war. Etwa die Hälfte davon sind auch Mitglieder des Karl-Theater-Teams; Katherina Weber, Andreas Berger, Anton Wasinger, Christian Müller sowie Martin Hauptkorn mit Motorrad waren bereits bei der Aufführung 1995 zu sehen.

Alles in Allem war die Aufführung ein Theatererlebnis, das sowohl aus inhaltlichen als auch aus unterhaltenden Gründen äußerst sehenswert ist und nicht versäumt werden sollte.

Im Mittelpunkt des Stückes steht die 'Dorfgemeinschaft von Sankt Kilian' einem kleinen fiktiven Dorf als Symbol für die Menschheit schlechthin. In extremen Zeiten ergeben sich die ­ im wahrsten Sinne des Wortes ­ irrwitzigsten Situationen, die tiefe Einblicke ins menschliche Wesen zulassen. Extremer als in den Wirren der letzten Kriegstage, dem Untergang des "1000-jährigen Reiches" und dem Anbruch einer "neuen Zeit" konnte es kaum kommen ­ für die Bewohner eines kleinen österreichischen Bergdorfes.

Mit den Mitteln des Volksstückes werden die verschiedenen Charaktere vorgestellt, die es überall gegeben hat und noch immer gibt. Für alle zusammen scheint zu gelten: je mehr sie sich ihrer "weltpolitischen" Bedeutung bewusst werden, desto komischer werden sie. Das Publikum kommt oft zum Lachen ob der manchmal absurden und doch so menschlichen Handlungsweisen der Menschen in St. Kilian und manchmal bleibt das Lachen im Hals stecken.

Inhalt:
Ein kleines Dorf im Steirischen in den letzten Tagen des Naziregimes 1945. Es ist eine ganz normale Gemeinde, die zusammenhält wie überall, wo die Menschen miteinander aufgewachsen sind; keiner wagt sich unter dem Regime besonders hervor, alle warten, dass der Krieg zu Ende geht. Der Ortsvorsteher ist natürlich in der Partei, sieht aber seine Aufgabe darin, das Dorf durch die schwere Zeit zu bringen, wenn auch manchmal mit nicht ganz sauberen Kompromissen; der Pfarrer waltet seines Amtes, ohne allzu sehr bei der Partei anzuecken; der Förster ist als Ortsgruppenleiter der Partei der einzige, der an die offiziellen Parteilinie glaubt, aber wenig ausrichten kann gegen die bäurische Sturheit seiner Mitmenschen. Auch einen Dorfdeppen gibt es, und der stellt, wenn es darauf ankommt, so schlaue und hintergründige Fragen, dass man meinen könnte, er sei in Wirklichkeit der einzig Weise, der sich nur verstellt.

Die meisten Männer sind im Krieg, neunundzwanzig sind schon gefallen, die Ostfront rückt immer näher, und der Kreisleiter zusammen mit einem Oberscharführer der SS will nun auch dieses Dorf getreu der offiziellen Linie zum letzten großen Gefecht rüsten. Das letzte Aufgebot an Lahmen, Alten und Dorftrotteln wird vom ehrgeizigen Dorf-Obernazi, dem Jäger, zur Partisanenjagd aufgestellt. Doch keiner will so richtig. Ihre Motive sind Angst, Feigheit, Dummheit, bei manchen auch Voraussicht - schließlich kommen bald die Alliierten, und wer weiß, was dann passiert. Einer der Partisanen stammt aus dem Dorf, der Pfarrer versteckt ihn. Als auch noch die Kirchenglocke abtransportiert werden soll - schließlich braucht das Dritte Reich Patronenhülsen - obsiegt Bauernschläue. Unter mysteriösen Umständen verschwindet die Glocke. Als die Luft rein ist, die Nazis verschwunden sind und im Ort ohnehin keiner dabei gewesen sein will, taucht die Glocke wieder auf. Jedem ist das Hemd näher als der Rock. Man weiß sich zu helfen, wie es schon immer war, und wie es auch immer sein wird. (teilweise zitiert)

Das Stück ist bis inklusive 11. August, jeweils Donnerstag bis Samstag (außer 2.8.) um 19.30 Uhr vor der St. Othmarkirche zu sehen (bei Regen im Arbeiterkammersaal, Franz Skribany Gasse 6)

Fotos von der Generalprobe und von der Premiere finden Sie in den beiden Fotogalerie.
Diese und noch mehr Fotos in großer Auflösung finden Sie auf "flickr" unter folgendem LINK: http://www.flickr.com/photos/leojosef/sets/72157630546221640/ (Generalprobe) und http://www.flickr.com/photos/leojosef/sets/72157630579154434/
 (Premiere)